Junges Team erzeugt mit Innovation Strom am historischen Wasserweg

Wasserkraft am Wiener Neustädter Kanal

Junges Team erzeugt mit Innovation Strom am historischen Wasserweg

Dass kleine und auch „verborgene“ Wasserkraftpotenziale mit der richtigen Technik und Ingenieurskunst effizient gehoben werden können, beweist die Kleinwasserkraftbranche seit Jahrzehnten. An einem neuen Kapitel in dieser Geschichte schreiben gerade Ing. Jürgen Mosbacher und DDI Hans Peter Feichtinger, die eine innovative Turbine aus Österreich nutzen, um am Wr. Neustädter Kanal Strom zu erzeugen.

 

Wiener Neustädter Kanal: Die Geschichte

 

Die Geschichte des Wiener Neustädter Kanals führt bis in das 18. Jahrhundert zurück. Bedingt durch die Industrialisierung war der Energiebedarf im Raum Wien enorm. Dieser wurde vorrangig durch Holz bzw. Holzkohle gedeckt. Um die Preise für diese Produkte erschwinglich zu halten, wurde eine kostengünstige Transportmöglichkeit für diese Güter gesucht. Nach dem Vorbild des Bridgewater-Kanals im Nordwest-England, welcher durch einen billigen Transport von Kohle den Preis um fast zwei Drittel sinken ließ, wurde Ende des 18. Jahrhunderts mit der Planung und dem Bau des Wiener Neustädter Kanals begonnen. Ziel war es einen günstigen Transport von Gütern aus dem südlichen Niederösterreich nach Wien zu realisieren .

 

Der Wiener Neustädter Kanal wurde sodann als künstliches Gerinne mit einer Gesamtlänge von 63 km, wobei heute noch 36 km in Funktion sind, angelegt. Um die Strecke von Wiener Neustadt bis nach Wien bzw. den Höhenunterschied dahingehend überwinden zu können, wurden Schleusenkammern, welche zumeist eine Höhe von 1,9 m überwinden konnten, errichtet. Die erstmalige Inbetriebnahme des Kanals erfolgte sodann im Jahr 1803.

 

Die Funktionen: Vom Gütertransport bis zur Energiegewinnung

 

Die Funktionen bzw. die Nutzung des Kanals unterlagen im Laufe der Vergangenheit einem stätigen Wandel. Anfangs wurde dieser, wie ursprünglich geplant, zur Güterbeförderung verwendet. Entgegen dem generellen Grundgedanken war nicht Kohle, sondern Holz das Haupttransportgut in den Anfangsjahren des Kanals. Neben anderen Materialien wie Mauerziegel, Dachziegel, Kalk, Roheisen sowie Harze und Tonwaren wurden auch Personen über den Wiener Neustädter Kanal transportiert. Das Interesse am Kanal als Energie- und Wasserspender war von Anbeginn an groß, immerhin konnte man mit diesem Wasser unter Nutzung der „Gefälle“ (Schleusenstufen) relativ preiswert Mühlen, Sägen und Bohrmaschinen betreiben, ohne auf teure Brennmaterialien angewiesen zu sein. Von den 1935 und 1936 errichteten 13 Kleinkraftwerken wurden annähernd die Hälfte im Krieg bzw. in den Besatzungsjahren zerstört bzw. devastiert. Heute betreibt das Land Niederösterreich bei einigen Schleusen Kleinwasserkraftwerke. Bei weiteren Schleusenkammern wurden Prototypen von neuen Kleinwasserkraftwerken installiert.

 

Junges Team stellt Weichen für Kraftwerke der Zukunft

 

Um das regionale energetische Potenzial des Wiener Neustädter Kanals bestmöglich nutzen zu können, befasste sich das Team des Ingenieurbüros Mosbacher GmbH (Ing. Jürgen Mosbacher und DDI Hans Peter Feichtinger) ab 2015 ausgiebig mit dem Wiener Neustädter Kanal bzw. mit den unterschiedlichsten Wasserkraftwerkstypen zur Energiegewinnung. Im Zuge einer Potenzial- bzw. Umsetzungsanalyse wurden sodann technische, ökonomische und ökologische Einflussfaktoren erhoben, berechnet, bewertet und gegenübergestellt, um eine optimale, nachhaltige energetische Nutzung des Wiener Neustädter Kanals erzielen zu können. Basierend auf dem hohen technischen Know-how und der jahrelangen Erfahrung der beiden Ingenieure in Bezug auf Kleinwasserkraftwerke bzw. Standortanalysen, erhielt sodann eine neuartige Type von Wasserkraftwerken den Vorzug zur Umsetzung.

 

Als System bzw. Kraftwerkstyp für die örtlichen Gegebenheiten wurde eine Kompakt-Turbinenanlage der Fa. WWS Wasserbau auserkoren. In diese Kompaktanlage sind die wesentlichen Bestandteile eines Wasserkraftwerkes (Turbine samt Einlaufbauwerk und Saugrohr, Feinrechen samt automatischer Rechenanlage, Generator und Stauklappe zur Wasserhaltung) auf engstem Raum installiert und verbaut. Für die Regel- und Steueranlage samt dem Hydraulikaggregat ist lediglich ein platzsparendes Nebengebäude erforderlich.

 

 

Neue Wasserkraftwerke werden errichtet

 

Basierend auf der erfolgreichen Potenzial- bzw. Umsetzungsanalyse errichteten Ing. Jürgen Mosbacher und DDI Hans Peter Feichtinger im Jahr 2018 sodann die ersten neuen Wasserkraftwerke am Wiener Neustädter Kanal. Die baulichen Maßnahmen für die Integration der neuen Wasserkraftwerke in die bestehenden Schleusenkammern wurden während der jährlichen Bachabkehr des Wiener Neustädter Kanals durchgeführt. Anschließend wurden die Kompakt-Turbinenanlage in die neu ausgeführten Vorrichtungen installiert. Binnen kürzester Zeit erfolgten sodann die Inbetriebnahmen der neuen Wasserkraftwerke, welche nunmehr seit über zwei Jahren erfolgreich in Betrieb sind. „Der hohe persönliche Aufwand und das Engagement dahingehend machten sich bezahlt.“, berichten Ing. Mosbacher und DDI Feichtinger zufrieden von der erfolgreichen Umsetzung ihres Projektes am Wiener Neustädter Kanal. Die neuen Wasserkraftwerke liefern seitdem jährlich eine beträchtliche Menge an Erneuerbarer Energie in das öffentliche Energienetz und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur regionalen Nutzung bzw. Erzeugung von nachhaltiger Energie und zur Energiewende.