Die Kleinwasserkraft-Mythen der Umweltverbände ... Stimmt das? - Teil 2

Umweltverbände - allen voran der Umweltdachverband (UWD) und der WWF – machen immer wieder gegen die Nutzung der Kleinwasserkraft mobil. Wir haben uns die Argumente, die sie dabei vorbringen, genauer angesehen und sie entkräftet. Mit dieser fachlichen Auseinandersetzung möchten wir der Negativ-Kampagne gegen die Kleinwasserkraft entgegentreten und brauchen dabei Ihre Hilfe. Rücken Sie in Ihrem Umfeld - gemeinsam mit uns - die Fakten zurecht.

 

 

Das sagen die Umweltverbände:

 

Mit Erneuerbaren Energien alleine ist es illusorisch die Klimaziele zu schaffen. Der Zuwachs an Erneuerbaren Energien wird durch die Verbrauchssteigerung aufgefressen – wir müssen den Energieverbrauch reduzieren. Es braucht Maßnahmen im Verkehrsbereich und eine ökologische Steuerreform.

 

 

 

Kleinwasserkraft Österreich entgegnet:

 

Es braucht rasch eine Vielzahl an Maßnahmen

 

Es braucht in der Tat eine Vielzahl an Maßnahmen, um der Klimakrise entgegenzutreten und unsere zukünftige Energieversorgung sicherzustellen. Klar ist auch, dass die rasch umgesetzt werden müssen, da wir ansonsten „das Ruder nicht mehr herumreißen“ können. Laut ICCP sind wir nur noch 12 Jahre davon entfernt, dass wir unsere Fehler nicht mehr korrigieren können und auf den klimatischen Supergau zusteuern. Das heißt, wir müssen einen radikalen Richtungswechsel einleiten. Dazu gehört auch eine drastische Reduktion des Energieverbrauches - in einer Dimension, welche sich viele derzeit gar nicht vorstellen können. GLEICHZEITIG müssen wir unser Energiesystem auf andere Beine stellen. Das beinhaltet natürlich auch die Nutzung der uns verfügbaren Wasserkraft, auch wenn manchen diese Tatsachen nicht gefällt. Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, dass wir reichlich Wasserkraft haben.

 

Wir unterstreichen die Forderung des UWD und des WWF nach Maßnahmen im Verkehrsbereich. Diese führen, denkt man etwa an die Elektromobilität, auch zu Steigerungen des Strombedarfs bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung. Ebenso halten wir Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz und eine ökologische Steuerreform im Kampf gegen den Klimawandel für wichtig.

 

Kleinwasserkraft im einklang mit der Natur

 

Auch wir sind der Meinung, dass die Energiewende naturverträglich sein muss. Natürlich muss daher Wasserkraftnutzung im Einklang mit der Natur und der Gewässerökologie erfolgen. Wir wissen auch aus unseren Erfahrungen und durch Untersuchungen der letzten Jahre, durch den Austausch und die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Experten, dass die Kleinwasserkraft diesem Anspruch jedenfalls gerecht wird. Die Wasserkraftbranche ist darum bemüht und setzt große Anstrengungen darin, dass dort, wo diesem Anspruch noch nicht ausreichend entsprochen wird, eine Verbesserung eintritt. Sie hat daher in den letzten 10 Jahren viel in Gewässerökologie investiert – 90 Mio. Euro alleine durch die Kleinwasserkraft.

 

Gemeinsam mit universitären Forschungseinrichtungen wurde auch an innovativen Lösungen gearbeitet, welche die Naturverträglichkeit immer besser sicherstellen sollen. Wir sprechen uns auch für den Erhalt von unberührten Gewässerstrecken aus, von denen es in der Tat nicht mehr besonders viele gibt.

 

Umweltverbände werden aufgefordert für den Klimaschutz einzutreten

 

Angesichts der erwähnten zeitlichen Dringlichkeit der Lösung unserer Klimakrise hoffen wir aber, dass es nicht gerade die Umweltverbände sind, die hinsichtlich der erforderlichen Energiewende auf der Bremse stehen. Die Natur und die Gewässer leiden nachweislich viel stärker an den Folgen des Klimawandels als an der Wasserkraft! Die Kritik der Umweltverbände bietet keine konkrete Perspektive, wie wir den klimatischen Supergau verhindern können. Es gibt aber definitiv einen Weg.

 

Wir laden daher die Umweltverbände ein, die erforderliche Energiewende, für welche auch die Kleinwasserkraft ein wichtiger Baustein ist, zu unterstützen und mit uns gemeinsam voranzutreiben und somit maßgeblich zum Klimaschutz beizutragen

 

Das sagen die Umweltverbände:

 

Es sollen keine neue Kraftwerke gebaut werden. Besser ist die Sanierung und die Modernisierung bestehender Kraftwerke. Es reicht oft, Turbinen von jahrzehntealten Anlagen zu tauschen.

 

Kleinwasserkraft Österreich entgegnet: 

 

Revitalisierungspotential ist mehr als nur Turbinentausch

 

Es ist erfreulich, dass sich die Umweltverbände für die Sanierung und Modernisierung von Kleinwasserkraftanlagen aussprechen und das dort mögliche mobilisierbare Ökostrompotential heben möchte. Zuerst muss dazu jedoch festgehalten werden, dass Revitalisierungen, welche tatsächlich eine Steigerung der Produktion mit sich bringen, nicht einfach den Austausch einer alten Turbine bedeuten. Selbst alte Turbinen haben noch einen Wirkungsgrad von 85%. Ihr alleiniger Austausch brächte meist deutlich weniger als 15% Steigerung. Das eigentliche Revitalisierungspotential ist dort zu heben, wo an bestehenden Standorten umfassende Modernisierungen und oft völlig neue Anlagenkonzepte realisiert werden. Diese gehen mitunter mit der Erhöhung des Stauzieles oder mit der Erhöhung der Einzugswassermenge einher. Natürlich werden sie auch von ökologischen Anpassungen, insbesondere der Schaffung der Durchgängigkeit des Gewässers für Fische und Makrozoobenthos begleitet. Dieses Potential darf auf keinen Fall brach liegen bleiben.

 

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Stromproduktion bei bestehenden Querbauwerken

 

Für Kleinwasserkraft Österreich fällt in diese Kategorie aber auch die Schaffung neuer Anlagen an bestehenden Querbauwerken, die bisher nicht zur Energiegewinnung genutzt wurden, sondern Bauwerke zur Regulierung der Gewässer waren. Auch hier kann wertvoller Ökostrom generiert und gleichzeitig eine ökologische Verbesserung erzielt werden. Hier handelt es sich aber um die Errichtung einer neuen Anlage an einem zuvor nicht energiewirtschaftlich genutztem Standort.

 

Vereinbarkeit der Zielsetzung als Kriterium der Bewertung

 

Bei genauerer Betrachtung macht es also auch aus ökologischer Sicht keinen Sinn den Versuch zu unternehmen, zwischen Revitalisierungsprojekten und Neubauprojekten als Projekte erster oder zweiter Klasse zu unterscheiden. Vielmehr sollte die Vereinbarkeit der Zielsetzungen im Fokus stehen, nämlich mehr Ökostrom (in diesem Fall Kleinwasserkraftstrom) und Erhaltung des guten Gewässerzustandes – egal ob Revitalisierung oder Neubau.

 

Das sagen die Umweltverbände:

 

Kleine Kraftwerke tragen wenig zur Stromerzeugung und damit zum Klimaschutz bei und verursachen hohe Kosten und überproportional viel Schaden.

 

Kleinwasserkraft Österreich entgegnet:

 

 

Kleinwasserkraftwerke in Gewässern mit gutem Zustand

 

Es ist sachlich nicht richtig zu sagen, dass kleine Kraftwerke einen überproportional hohen Schaden anrichten – die Gewässer möglicherweise sogar mehr schädigen als große Kraftwerke. Betrachtet man etwa die Zustandsanalyse der Gewässer, führen große Kraftwerke zu einer Bewertung von „erheblich verändert“ im Gewässer, während bei Kleinwasserkraftanlagen der „gute Zustand“ des Gewässers nachweislich erhalten bleibt – beziehungsweise durch Sanierung wieder hergestellt werden kann, wenn nicht auch andere Belastungen dem entgegen stehen. Diese Fakten sind offenkundig für jeden in den IstBestandsanalysen der Österreichischen Gewässer und im Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan nachzuvollziehen.

 

Ob "VIEL" oder "WENIG" ist immer relativ

 

Das Argument, dass kleine Anlagen wenig Strom produzieren, ist im Kontext einer Energiewende nicht schlüssig. Dasselbe würde dann etwa für PV-Anlagen gelten. Eine solche auf einem Hausdach oder auf einer Freifläche produziert noch weniger Strom. Dennoch braucht es die Nutzung aller verfügbaren und ökologisch verträglichen Ressourcen für die Umstellung auf eine nachhaltige und langfristig gesicherte Energieversorgung. Ein Ziegelstein macht noch kein Haus, nur viele davon schaffen es!

 

Zudem ist die Bewertung von „viel oder wenig“ nie für sich allein zu treffen, sondern immer im Kontext und im Verhältnis zu sehen. So kann eine 100 kW Anlage etwa die Haushalte einer gesamten Ortschaft mit Ökostrom versorgen. Aus der Perspektive dieser Ortschaft betrachtet, welche durch ein kleines Kraftwerk eine theoretische Eigenversorgung erreichen kann, ist eine 100 kW Anlage also keineswegs unbedeutend und klein! Es gibt auch einige Beispiele von Betrieben, die ihren Strombedarf durch ein Kleinwasserkraftwerk abdecken.

 

Dezentraler Stromversorger Kleinwasserkraft

 

Eine Ablehnung einer Energieversorgung, welche sich auf kleine Einheiten stützt, würde einer Ablehnung einer dezentralen Versorgung gleichkommen, die nebenbei gesagt auch noch hinsichtlich der Entlastung der Netzinfrastruktur noch zahlreiche Vorteile bietet. Es wäre eine Bevorzugung von zentralistisch errichteten und gesteuerten Strukturen. Würde man das mit einem anderen Lebensbereich vergleichen, wäre es etwa die Bevorzugung von großen industriellen Nahrungsproduzenten gegenüber den kleinen Biobauern vor Ort, der Vorzug von großen Supermarktketten gegenüber dem regionalen Ab-Hof Verkäufer.

 

Dafür sehen wir keine nachvollziehbare Rechtfertigung. Insbesondere, da das ökologische Argument, wonach kleine Anlagen einen verhältnismäßig höheren Schaden anrichten als große Anlagen, wie oben erwähnt, jedenfalls widerlegt werden kann.