Nicht für die Fisch

Arten von
Fischwanderhilfen

Damit Fische und Kleinlebewesen ihre Wanderung entlang der Flüsse fortsetzen können, werden Fischaufstiegshilfen angelegt. Dabei handelt es sich um wasserbauliche Vorrichtungen, die den Fischen das Umgehen der Kraftwerksanlage ermöglichen und die Durchgängigkeit des Gewässers gewährleisten. Fischaufstiegshilfen sind neu geschaffene Lebensräume für Fische und viele andere Wassertiere. Man unterscheidet zwischen technischen (z. B. Vertical Slot) und naturnahen Fischaufstiegshilfen (z. B. gewässertypisches Umgehungsgerinne) sowie Mischtypen (z. B. Tümpelpass).

Fischwanderhilfe

Gewässertypisches Umgehungsgerinne

Ein gewässertypisches Umgehungsgerinne ist eine naturnahe Fischaufstiegshilfe, die als alternativer Flussarm um ein Wanderhindernis, zum Beispiel ein Wehr oder eine Staustufe, herumführt. Es stellt die natürlichen Bedingungen eines Fließgewässers nach und ermöglicht Fischen eine gefahrlose Passage. Das Umgehungsgerinne kann als neuer Flusslauf beschrieben werden, bei dem die Strömungsgeschwindigkeit und die Struktur an das Gewässer und die Fischarten angepasst werden kann. Außerdem schafft es zusätzlichen Lebensraum, speziell für Laichplätze, und steigert dadurch die Biodiversität.

Fischwanderhilfe

Vertical-Slot-Schlitzpass

Der Vertical-Slot-Schlitzpass ist die weltweit am weitesten verbreitete Fischaufstiegshilfe. Dieser Bautyp bietet einen Wanderkorridor aus einer Abfolge von Becken, die jeweils nur durch einen vertikalen Schlitz über die gesamte Höhe des Beckens, geformt durch ein Hackenelement mit Umleitblock – ein Querelement mit Hackenaufsatz gefolgt von einem strömungsstörenden Baustein – miteinander verbunden sind. Dieses Design trägt zu einer abgeschwächten und geschwungenen Hauptströmung durch die Fischwanderhilfe bei, die es Fischen trotz durchgehend einseitiger Anordnung der Schlitze ermöglicht, den Vertical-Slot- Schlitzpass problemlos zu durchqueren. Platzsparend und vielseitig anwendbar können so auch große Höhenunterschiede überwunden werden.

Fischwanderhilfe

Multi-Struktur-Fischpass

Der Multi-Struktur-Fischpass ist eine technische Fischaufstiegshilfe mit großer Ähnlichkeit zum Vertical-Slot-Schlitzpass. Wie der Vertical-Slot-Pass besteht auch der Multi-Struktur-Fischpass aus aufeinanderfolgenden Becken, die durch vertikale Schlitze voneinander getrennt sind. Der Unterschied zum Schlitzpass liegt in den Beckenübergängen, die abwechselnd auf beiden Seiten angeordnet aus einer von zwei Schlitzen umrahmten Passage bestehen. Dadurch ergibt sich wie beim Schlitzpass eine geschwungene und turbulenzarme Hauptströmung mit leicht passierbarem Wanderkorridor.

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Beckenpass

Der Beckenpass, auch Tümpelpass genannt, ist in Österreich weit verbreitet und umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Bauformen. Gemeinsames Erkennungsmerkmal sind die namensgebenden Becken, die von einheitlich gestalteten Querelementen mit Wanderöffnung getrennt werden. Diese der Furt-Kolk Sequenz natürlicher Gewässer nachempfundene Bauweise erlaubt es Fischen, von Becken zu Becken flussaufwärts zu wandern, und sich dabei nach jedem Querelement in den strömungsberuhigteren Vertiefungen auszuruhen. Je nach Baumaterial unterscheidet man zwischen naturnahen Beckenpässen, meist etwas ungenauer mit Wasserbausteinen ausgeführt, und technischen Varianten, die stattdessen auf präziser bemessene Querelemente aus Beton oder Holz zurückgreifen.

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(Modifizierter) Denilpass

Der modifizierte Denilpass ist eine österreichische Weiterentwicklung des Standard-Denilpasses. Er besteht aus einem Gerinne mir einer Abfolge schräg gestellter Lamellen, welche die Fließgeschwindigkeit im Wanderkorridor durch das Bilden einer Gegenströmung reduzieren. Platzsparend, effizient und flexibel an verschiedene Standortbedingungen anpassbar ist er speziell für kleinere Wasserkraftanlagen gut geeignet. Im Gegensatz zum klassischen Denilpass verfügt er über eine mit Sohlsubstrat befüllte verkehrt T-förmige Gabione, ein mit Steinen gefüllter Drahtkorb. Der markanteste Unterschied zwischen den zwei Bautypen ist allerdings die Fließgeschwindigkeit: während der Standard-Denilpass vor allem für schwimmstarke Fischarten wie Forellen oder Lachse geeignet ist, ermöglicht der modifizierte Denilpass auch schwimmschwachen und sohlorientierten Fischarten den Aufstieg.

Haslwiki

Fischwanderhilfe

Fischaufstiegs-schnecke

Die Fischaufstiegsschnecke ermöglicht es Fischen, Barrieren wie Wehre oder Staustufen zu überwinden, indem sie sich langsam durch eine rotierende Wasserschnecke nach oben bewegen. In Österreich kommen derzeit die zwei Bautypen Monorohrschnecke und Doppelrohrschnecke zum Einsatz. Während es sich bei der Monorohrschnecke um eine einfache Förderschnecke, angetrieben durch einen Elektromotor, handelt, besteht die Doppelrohrschnecke aus zwei konzentrischen, gegenläufigen Schnecken, wobei die Außenrohrschnecke der Energieerzeugung und die Innenrohrschnecke dem Fischaufstieg dient.

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Zweikammersystem

Das Zweikammersystem ist eine besondere Form einer Fischaufstiegshilfe, die auf dem Prinzip eines Schleusensystems basiert. Man findet dieses System oft an hohen Staustufen oder Wehren mit Platzmangel. Die Idee dahinter ist, dass zwei Kammern, verbunden mit einem Rohrbogen, mit Verschlussorganen zu Ober- und Unterwasser verbunden sind. Eine Drosselvorrichtung begrenzt den Durchfluss und sorgt für eine geeignete Strömungsgeschwindigkeit. Damit wird dafür gesorgt, dass Fische problemlos in beide Richtungen wandern können.

Fishcon

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Aufgelöste Sohlrampe

Aufgelöste Sohlrampen bezeichnen eine Aneinanderreihung von großen Wasserbausteinen, die mehrere aufeinanderfolgende Schwellen, also quer zum Flussbett verlaufende Strukturen, bilden. Zwischen den einzelnen Schwellen entstehen Kolke, tiefere Bereiche, die bei aufgelösten Sohlrampen teilweise in unterschiedliche Becken getrennt sind. Sowohl Schwellen als auch Becken weisen dabei Schlitze auf, welche die einzelnen Bereiche auch bei niedriger Wasserführung miteinander verbinden und so bei jeglichem Wasserstand einen Wanderkorridor gewährleisten. Somit können Fische einerseits direkt über die Schwellen von einem Kolk in den anderen oder alternativ durch die Übergänge zwischen den einzelnen Bereichen aufsteigen und sich ihren Wanderkorridor so je nach Schwimmstärke aussuchen.

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Asymmetrische Rampe

Asymmetrische Rampen zeichnen sich durch ein steiles Ufer, an dem sich Abfluss und Strömung konzentrieren, und ein flaches Ufer, das strömungsberuhigte Wandermöglichkeiten aufweist, aus, wodurch ein asymmetrisches Profil entsteht. Anders als aufgelöste Sohlrampen haben sie keine Schwellen, sondern, wenn überhaupt, nur Furten, also seichtere Bereiche, und Kolke, die nicht in Becken unterteilt sind. Stattdessen weisen sie Buhnen am Steilufer auf, welche die Hauptströmung immer wieder unterbrechen. Asymmetrische Rampen bieten eine relativ einfache Umsetzung, benötigen aber ein geringes Gefälle und dementsprechend längere Strecken.