Mit einer schwierigen Ausgangslage sahen sich Wilhelm und seine beiden Kraftwerkskollegen konfrontiert. An der gemeinsam betriebenen Wehranlage „Dumbawehr“ mussten neben der Herstellung der Durchgängigkeit, auch die Situation der Restwasserabgabe verbessert und zusätzlich der Hochwasserschutz im Raum Tattendorf sichergestellt werden. 2010 wurde ein Restwassergutachten der Triesting erstellt, was den Beginn erster Gedanken und Planungen der Wehrsanierung markiert hat. Nach der Erstellung einer energiewirtschaftlichen Berechnung des „E-Werk Dumba“, die eine Engpassleistung von 125 kW vorweisen kann, wurde damit begonnen nach ökologisch und ökonomisch machbaren Lösungen zu Suchen.
Teures Projekt
Nach der Ausarbeitung mehrere Varianten hat man sich für einen technischen Fischaufstieg in Form eines Vertical Slot Pass entschieden. Die für die Fischregion „Hyporhithral groß“ ausgelegte Fischwanderhilfe musste zur Überwindung eines Höhenunterschieds von 4,15 m mit 38 Becken und einer Schlitzweite von 25 cm ausgestattet werden. Die Restwasserabgabe wurde mit 400 l/s festgelegt. Die Kostenschätzung für das gesamte Projekt inklusive aller notwendigen Ein- und Umbauten wurden mit rund € 400.000,- beziffert – Die Ertragsverluste aufgrund der ungenutzten Restwasserabgabe noch nicht miteingerechnet.
Das Projekt wurde plantechnisch vollständig ausgearbeitet, eingereicht und von der Wasserrechtsbehörde bewilligt. Ebenfalls bestand auch schon die baldige Zusage einer UFG-Förderung. Doch das gesamte Vorhaben stand unter denkbar schlechten Vorzeichen. Die enormen Investitionskosten und der niedrige Strompreis machten das Projekt wirtschaftlich nicht realisierbar. Hinzu kommen noch die großen energiewirtschaftlichen Erzeugungsverluste von mindestens 20 %. Daher machte man sich auf die Suche nach alternativen Lösungen.
Neues Vorhaben…
Schon bald wurde die neue Technologie der Fischaufstiegsschnecke aufgeschnappt. Nach zahlreichen Besprechungen und intensiver Begutachtung hat man sich für den Bau der innovativen Restwasserschnecke mit unabhängig betrieb- und regelbarer Fischaufstiegsschnecke von Strasser und Gruber Wasserkraft GmbH/Rehart Power entschieden. Während eine Schnecke als Restwasserkraftwerk zur Stromerzeugung dient, erfolgt über die nebenan platzierte Rohrschnecke der Fischaufstieg. Nach dem archimedischen Prinzip gelangen die Fische mittels einer Wendel im Rohr vom Unterwasser durch die ummantelte Förderschnecke unbeschadet ins Oberwasser. Zusätzlich gelangen die Fische vom Oberwasser über die größere Restwasserschnecke auch wieder ins Unterwasser.
…neue Herausforderungen
Dabei stellte dieses Vorhaben die Kraftwerksbetreiber vor neuen Herausforderungen. Da es damals keine Förderungen für derart neuartige Technologie gab, musste mühevoll Überzeugungsarbeit geleistet werden. Schließlich konnte mit vereinten Kräften der Kraftwerksbetreiber und zähen Verhandlungen, die Behördenvertreter zum Einlenken gebracht werden und die Zusage von Bewilligung und Förderung erreicht werden.
Medienwirksame Umsetzung
Der Bau der Dumbaschnecke begann im Herbst 2016. Im Frühjahr 2017 konnten diese bereits abgeschlossen werden. Das eindrucksvolle Bauvorhaben wurde auch vom ORF verfolgt. Das Landesstudio Niederösterreich filmte das Einsetzen der Schnecke im Betonfundament. Nach der reibungslosen Fertigstellung wurde noch ein Monitoring zur Funktionskontrolle des Fischaufstiegs durchgeführt. Um dieses Vorhaben umzusetzen haben sich die drei Kraftwerksbetreiber zusammengeschlossen und eine eigene Betreibergesellschaft gegründet. Unter dem Namen „Betreibergesellschaft Dumbaschnecke“ erfolgt die gemeinsame Finanzierung, Errichtung, Betrieb und Rückzahlung der Tarifförderung für alle Kraftwerke aufgeteilt. Die Finanzierung erfolgt mit der Oberbank, die, im Gegensatz von zuvor vielen abgesagten Bankinstituten, die einen guten Finanzierungsplan vorgelegt hat. Die Ausbezahlung des zugesicherten Tarifs von der OEMAG beginnt mit Frühjahr 2018.
Die offizielle Eröffnung erfolgte zur Freude des Vereins am 09. Juni 2017, dem Tag der Kleinwasserkraft und wurde dabei einem breiten und interessierten Publikum vorgestellt.
Fazit
Die Suche hat sich somit bezahlt gemacht. Die Vorteile des Systemwechsels liegen auf der Hand. Zwar haben sich die Gesamtkosten auf Euro 500.000,- erhöht, doch können dadurch Erzeugungsverluste kompensiert und zusätzliches Überwasser genutzt werden. Bei einer Fallhöhe von 4,15 m und einer Ausbauwassermenge von 1,5 m³/s kann eine Engpassleistung von 41 kW sowie eine jährliche Stromproduktion von rund 100.000 kWh erreicht werden. Der Betrieb erfolgt vollautomatisch und dank Fernsteuerung kann jederzeit auf die Anlage von zu Hause au zugegriffen werden.