Häufig gestellte Fragen zu

Energiewirtschaft

Energieversorgung

Welche Rolle spielen Kleinwasserkraftwerke in Österreich für die Stromversorgung?

Die rund 4.150 österreichischen Kleinwasserkraftwerke produzieren pro Jahr etwa 7 Terrawattstunden Strom. Immerhin 10 % des gesamten heimischen Strombedarfs werden durch die Kleinwasserkraft abgedeckt, das entspricht dem Bedarf von etwa 50% der österreichischen Haushalte. Auch wenn kleine Anlagen weniger Strom produzieren spielen sie gerade im Kontext der grünen Energiewende eine wichtige Rolle. Es braucht die Nutzung aller verfügbaren und ökologisch verträglichen Ressourcen für die Umstellung auf eine nachhaltige und langfristig gesicherte Energieversorgung.  Zudem ist die Bewertung von viel oder wenig immer im Kontext zu beurteilen: aus der Perspektive einer Ortschaft, welche durch ein kleines Kraftwerk eine bilanzielle Eigenversorgung erreichen kann, ist eine 100 kW Anlage keineswegs unbedeutend.

In Österreich gibt es in Summe rund 4.150 Kleinwasserkraftwerke. Die genaue Anzahl der Kraftwerke ist auf Grund der langen Historie schwer zu bestimmen und variiert je nach Bundesland aufgrund der unterschiedlichen topografischen Bedingungen. Sie reicht von 8 Kleinwasserkraftwerken in Wien bis zu rund 994 im bergigen Tirol. Im Burgenland gibt es 17, in Vorarlberg rund 162, in Kärnten zirka 385, in Salzburg etwa 487, in Niederösterreich rund 659, in der Steiermark zirka 699 und in Oberösterreich rund 740 Kleinwasserkraftwerke.

Die exakte Anzahl der in Österreich vorhandenen Kleinwasserkraftwerke kann auf Grund von vielen alten, nicht mehr genutzten Wasserrechten nicht genau erhoben werden. Zählt man alle Wasserrechte, kommt man auf über 6.000 Anlagen. Dazu zählen allerdings zum Beispiel auch viele Wasserräder, die bereits seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt werden. Manche Wasserkraftwerke besitzen auch mehr als ein Wasserrecht, wenn zum Beispiel mehrere Turbinen oder mehrere Wasserwege genutzt werden. Kleinwasserkraft Österreich hat alle verfügbaren Daten zu diesen Anlagen erhoben und schätzt die Zahl der tatsächlich aktuell in Betrieb befindlichen Kleinwasserkraftanlagen auf rund 4.150 Kleinwasserkraftwerke. Diese Zahl deckt sich gut mit diversen öffentlich verfügbaren Quellen (z.B. Ökostromberichte).

Eine Netzebene ist im Wesentlichen ein durch das Spannungsniveau bestimmter Teilbereich des Stromnetzes. Sie definiert sozusagen nach der Höhe der Spannung den Anknüpfungspunkt an das Stromnetz.

Das Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (ElWOG § 25 (5)) legt in Österreich sieben Netzebenen fest. Ausgangspunkt ist die Netzebene 1, die sich aus den 220-kV und 380-kV-Netzen der APG, der TIWAG-Netz AG und der VKW-Netz AG zusammensetzt. Im Fachgebrauch wird daher die Netzebene 1 als höchste und die Netzebene 7 als niedrigste Netzebene bezeichnet. So befindet sich die Strombezugsanlage eines Haushaltskunden auf Netzebene 7 mit der niedrigsten Spannung (z. B. 230 V/400 V). Klein- und Mittelbetriebe beziehen ihre Energie je nach Leistungsbedarf auf den Netzebenen 6 bis 3.

Nach der Nennspannung gliedern sich die Netzebenen wie folgt:

  • Netzebene 1: 380 kV und 220 kV
  • Netzebene 2: Umspannung von 380 kV und 220 kV auf 110 kV
  • Netzebene 3: 110 kV
  • Netzebene 4: Umspannung von 110 kV auf 10 kV bis 30 kV
  • Netzebene 5: 10 kV bis 30 kV
  • Netzebene 6: Umspannung von 10 kV bis 30 kV auf 400 V
  • Netzebene 7: 400 V

Die für die Netznutzung zu entrichtenden Tarife je Einheit sind auf Netzebene 7 am höchsten und verringern sich beim Energiebezug auf eine höhere Netzebene. Der Kunde auf Netzebene 7 muss nämlich die unterlagerten Ebenen mitbenutzen, damit die Energie zu seinem Hausanschluss gelangt.

Eine Verrechnung der Netzbenutzung erfolgt auch zwischen den Netzbetreibern. Die dem Netzbetreiber dadurch entstehenden Kosten fließen bei der Ermittlung des Tarifs für die Nutzung dessen Netzes durch weiter unterlagerte Netze oder Endverbraucher ein und sind für den Netzbetreiber daher nur ein Durchlaufposten.

Seit Dezember 2010 gibt es eine EU-weite, gesetzliche Verankerung der sogenannten Herkunftsnachweise (HKN). Diese Nachweise müssen Energieversorger besitzen, um dem Endkund*innen gegenüber bestätigen zu können, aus welchen Quellen dieser seinen Stroms bezieht.

Normalerweise gilt ein Nachweis (also ein Zertifikat) für 1 MWh Strom. Er enthält unter anderem Angaben zu dem Typen an Energie (Wärme, Kälte oder Strom) und die Energiequelle (Wasserkraft, Photovoltaik, Wind, etc.). Außerdem steht in dem Nachweis immer, aus welchem Kraftwerk die Energie kommt. Dadurch, dass jeder Nachweis eine individuelle Nummer besitzt, kann die Herkunft des Stroms eindeutig nachgewiesen werden. Es gibt auch eine EU-weite Plattform, mit der diese Nachweise international gehandelt werden können, ein HKN kann also wie Strom auch importiert und exportiert werden.

Die Zertifikate können auch unabhängig vom produzierten Strom gehandelt werden. Es gibt also die Möglichkeit, dass ein großer Energieverkäufer Zertifikate von anderen erneuerbaren Kraftwerken erwirbt und dann seinen eigenen Strom mit diesem Nachweis wieder verkauft.

Möchte man als Endkund*in sicher sein, dass nur österreichischer Ökostrom genutzt wird, muss man seinen Strom von Anbietern erwerben, die ihre Herkunftsnachweise zu 100% aus Österreich beziehen. Diese findet man im E-Control Tarifkalkulator.

Bandlieferung

Energielieferung (z.B. Strom oder Erdgas) mit einer für die gesamte Vertragslaufzeit (Lieferzeitraum) konstanten Leistung.

Base (Base-Load)

Stromlieferung innerhalb eines standardisierten Lieferzeitraumes (Monat, Quartal, Jahr) mit den Liefertagen Montag bis Sonntag und den 24 Lieferstunden zwischen 0 und 24 Uhr pro Liefertag.

Peak (-Load)

Stromlieferung innerhalb eines standardisierten Lieferzeitraumes (Monat, Quartal, Jahr) mit den Liefertagen Montag bis Freitag und den 12 Lieferstunden zwischen 8 und 20 Uhr pro Liefertag.

Off-Peak

Bezeichnung für den Zeitraum der Niedriglaststunden im Stromnetz, werktags von 20 Uhr bis 8 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 0 Uhr bis 24 Uhr.

Fahrplanlieferung

Der Fahrplan enthält Angaben zur Energielieferung (z.B.Strom) mit im Vorfeld fest definierten Leistungswerten im Viertelstunden- oder Stundenraster. Für Stromlieferungen wird damit angegeben, wie viel Leistung zwischen Bilanzkreisen ausgetauscht bzw. an Einspeise-/Entnahmepunkten eingespeist oder entnommen wird.

Lastprofil / Lastgang

Bezeichnet eine Zeitreihe, die für jede Stunden- bzw. Viertelstunden-Abrechnungsperiode einen Leistungswert festlegt. Sie dient oft als Basis für Fahrpläne.

Lastprognose

Ein für die Zukunft prognostiziertes Lastprofil oder der Vorgang zur Erstellung eines solchen Lastprofils.

Day-Ahead (Heute-für-Morgen-Geschäft)

Bezeichnung des börslichen und außerbörslichen Spotmarktes, bei dem die Lieferung bzw.Abnahme einer Ware einen Tag nach Abwicklung des Termingeschäftes stattfindet.

Intra-day Trading

Handel innerhalb eines Tages.

Regelenergie

Diejenige Energie, die zum Erreichen einer ausgeglichenen Leistungsbilanz im Stromnetz einer Regelzone benötigt wird.

EEX (European Energy Exchange)

Öffentlich-rechtliche Energiebörse Deutschlands mit Sitz in Leipzig.

Spotmarkt (Spotbörse, Kassamarkt)

Unmittelbare Lieferung gegen sofortige Zahlung (Intra-day, Day-ahead, Nextweek), dient der kurzfristigen Portfoliooptimierung. Auch Sammelbegriff für einen institutionalisierten Kurzfristmarkt, an dem Spotgeschäfte bilateral oder börslich abgeschlossen werden. Der Spotmarkt schließt meist 12 Stunden vor der Kontraktausübung.

Spotgeschäft

Am Spotmarkt abgeschlossenes Kurzfristgeschäft. Das Settlement (physische Lieferung oder Cash Settlement) erfolgt in einem nahen Zeitraum, in der Regel am Folgetag.

Termingeschäft

Handelsgeschäft, das zu festgelegten Bedingungen (Preis, Menge, Fälligkeit) am Terminmarkt abgeschlossen, jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt (Termin) erfüllt wird.

Terminmarkt

Handel von Mengen für zukünftige Perioden (Monate, Jahre), dient der langfristigen Beschaffungsoptimierung und dem Risikomanagement. Auch Sammelbegriff für einen institutionalisierten Großhandelsmarkt, an dem Termingeschäfte und Derivate abgeschlossen und gehandelt werden. Der Terminmarkt unterscheidet bedingte und unbedingte Termingeschäfte, je nachdem, ob beide Vertragspartner zum Erfüllungszeitpunkt ihren Verpflichtungen zwingend nachkommen müssen (z.B. Future, Forward) oder einer der Vertragspartner eine Entscheidungsfreiheit besitzt (z.B. Option).Terminmärkte ergänzen als Zukunftsmärkte die Spot- bzw. Kassamärkte.

Commodity

Ware oder Rohstoff aus allen Handelsbereichen, die zu Handelszwecken soweit vereinheitlicht (standardisiert) sind, dass sich die Produkte verschiedener Anbieter qualitativ und funktional nicht unterscheiden und damit beliebig austauschbar werden. Produkte können zum Beispiel Schweinehälften oder Peak-Load Strom sein.

Nein, die Zahlen von Kleinwasserkraft Österreich sind nicht übertrieben. Die Werte aus unterschiedlichen Quellen weichen voneinander ab, da sie auf unterschiedlichen Datengrundlagen basieren. Wir versuchen, diese Zahlen immer korrekt zu analysieren und zu interpretieren. 

Zum Beispiel wird von uns der Eigenbedarf mitberücksichtigt. Der Eigenbedarf ist der im eigenen Betrieb oder Haushalt verbrauchte Strom. Dieser wird nicht ins Netz eingespeist, damit nicht „gezählt“ und somit bei vielen Statistiken nicht berücksichtigt. Wir konnten aus eigenen Erhebungen bei einer Stichprobe von 200 Kraftwerken in der Steiermark einen Eigenbedarf von 10 % des Regelarbeitsvermögens ermitteln. Laut Ökostrombericht 2020 wies die Kleinwasserkraft eine Kapazität von 1.367,5 MW auf.

Die E-Control hat in den neuen Ökostromberichten ab 2020 die Zählmethode geändert (basierend auf Herkunftsnachweisen). Daher wurde die Leistungssteigerung aus dem Zubau und den Revitalisierungen aus den jeweiligen Ökostromberichten hochgerechnet.

In Summe ergibt sich unter Berücksichtigung des Eigenbedarfs (10 %) eine von uns geschätzte Produktionsmenge im Jahr 2024 von 6,34*1,10 = 6,974 TWh.

Wie wirkt sich der Bezug von Strom aus Kleinwasserkraft für die VerbraucherInnen auf den Strompreis aus?

Die Kleinwasserkraft bietet neben lokalen Arbeitsplätzen und Energieunabhängigkeit auch Vorteile für VerbraucherInnen. So spart die Kleinwasserkraft etwa 550 Mio. Euro an Netzausbaukosten und vermeidet bis zu 300 Mio. Euro an Stromimporten für Österreich. Zusätzlich ergab eine aktuelle deutsche Strompreisstudie im untersuchten Zeitraum (2014 bis 2018), dass deutsche StromkundInnen durch den Bezug von Ökostrom rund 40 Mrd. Euro gespart haben. Berechnungen der StudienautorInnen zufolge würde eine Verdreifachung des Ausbaus Erneuerbarer Energien den deutschen LetztverbraucherInnen bis zu 91 Mrd. Euro an Einsparungen bis 2023 bringen. Diese Einsparungen allein würden ausreichen, um den notwendigen Zubau zu finanzieren! Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich auch für Österreich schlussfolgern, dass ein Ausbau der Erneuerbaren Energien zu reduzierten Großhandelspreisen führt und die LetztverbraucherInnen von einem niedrigeren Strompreis profitieren würden.

In der österreichischen Energieversorgung spielt die Kleinwasserkraft eine wichtige Rolle. Die damit verbundene direkte oder indirekte Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung ist nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht wichtig. Auch im Hinblick auf unsere Klima- und Energieziele gilt es den Betrieb eines Kleinwasserkraftwerks so wirtschaftlich wie möglich zu halten. Gerade die hohen ökologischen Standards und Anforderungen, wie zum Beispiel Fischaufstiegshilfen, sind jedoch in ihrer Errichtung sehr kostenintensiv. Deshalb sind Förderungen, Wirtschaftsprämien und Anreizfinanzierungen sehr wichtig für BetreiberInnen. Da fossile Energieträger in Österreich und Europa nach wie vor stark subventioniert werden, kämpft die Kleinwasserkraft zusammen mit anderen Erneuerbaren Energien um faire Marktbedingungen. Nichtsdestotrotz können Kleinwasserkraftwerke schon heute wirtschaftlich effizient und gewinnbringend betrieben werden, und gerade für erneuerbare Energiequellen werden sich die Bedingungen in Zukunft eher verbessern.

Um die Kosten einer Energiequelle möglichst realitätsgetreu abzubilden, ist es sinnvoll sich die Lebenszykluskosten der Anlagen anzusehen. Also jegliche Kosten die von Planung der Anlage bis zur endgültigen Abschaltung der Anlage anfallen. Dazu zählen also neben den variablen Kosten, die jedes Kraftwerk hat (Ressourcen, Wartung, etc.) auch die Bau- oder Revitalisierungskosten. Die levelized energy cost1 stellen diese für verschiedene Energiequellen dar.

Wie die Grafik zeigt, sind erneuerbare Energien wesentlich kostengünstiger als fossile Energiequellen oder Atomenergie. Der primäre Grund dafür ist, dass diese im Betrieb keinerlei Ressourcen verbrauchen.

Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Stromquellen weist der Strompreis von Wasserkraft allerdings eine sehr hohe Schwankungsbreite auf. Dies liegt daran, dass Wasserkraftwerke je nach den Umweltbegebenheiten ihrer Standorte unterschiedlich teuer im Betrieb und Bau sind. Laut einer Studie von Irena2 lagen 2020 die durchschnittlichen Baukosten von Kleinwasserkraftwerken (<10MW) weltweit bei 2459 USD/kWh, während die Kosten bei der Großwasserkraft bei 1865 USD/kWh lagen.

Selbes gilt für die Unterschiede zwischen Speicher- und Laufwasserkraftwerken. Das Errichten von künstlichen Stauseen ist schließlich sehr teuer, da meist hohe Staumauern errichtet werden müssen, die auch 100% sicher sein müssen und eine entsprechende Betreuung benötigen. Bei Laufwasserkraftwerken fällt dieser Kostenfaktor in vielen Fällen weitaus geringer aus.

Die Konsequenz daraus ist jedoch keineswegs, dass nur die kostengünstigsten Wasserkraftwerke gebaut werden sollen. Jedes Wasserkraftpotential hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Kleinwasserkraftwerke sind beispielsweise für die regionale und dezentrale Stromversorgung sehr wichtig und können einzelne Orte oder Regionen auch in Krisenzeiten sicher versorgen. Große Pumpspeicherkraftwerke hingegen besitzen die Fähigkeit Energie über längere Zeit zu speichern und diese erst in Strom umzuwandeln, wenn Nachfrage besteht. Die wichtige Eigenschaft, auch die europäischen Übertragungsnetzte bei Ausfällen schnell stabilisieren zu können ist angesichts der zunehmenden Produktionsschwankungen von immenser Bedeutung.

1Lazard 2020: Lazard’s levelized Cost of Energy Analysis 14.0 – www.lazard.com/perspective/lcoe2020

2IRENA 2021: Renewable Power Generation Costs 2020 – www.irena.org/publications/2021/Jun/Renewable-Power-Costs-in-2020

Zukunft

Warum brauchen wir die Wasserkraft noch, wo es mittlerweile auch Photovoltaik und Windkraft gibt?

Die Energieversorgung eines Landes muss im Großen und Ganzen betrachtet werden. Obwohl die Entwicklungen rund um Photovoltaik und Windkraft begrüßenswert und notwendig sind, um das Ziel von 100% Ökostrom bis 2030 zu erreichen, verliert die Wasserkraft in Österreich nicht an Bedeutung. Im Gegenteil, sie wird sogar noch wichtiger, da aktiver Klimaschutz mit einem Ausbau dieser Erneuerbaren Energien aus volatilen Erzeugungsanlagen verbunden ist. Systemdienstleistungen im Stromversorgungsnetz, welche bisher von fossilen Kraftwerken erbracht wurden, müssen zukünftig von Ökostromanlagen kommen.

Das bringt neue Herausforderungen mit sich, da die Energieerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft nicht kontinuierlich und konstant erfolgt, sondern von den Umweltbedingungen wie Sonneneinstrahlung und Windverhältnissen abhängig ist. Die gute Prognostizierbarkeit der Kleinwasserkraft trägt daher wesentlich zur Aufrechterhaltung der Versorgung und zur Stabilität des gesamten Stromnetzes bei. Auch hinsichtlich der Entlastung der Netzinfrastruktur bietet die Wasserkraft durch die Regelbarkeit der Produktion zahlreiche Vorteile und führt zur Einsparung von Übertragungsverlusten und Infrastrukturkosten. Die Kleinwasserkraft wäre auch im Falle eines großflächigen Blackouts grundsätzlich in der Lage, die lokale Versorgung durch Inselnetz- und Schwarzstartfähigkeit zu garantieren.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind für die Kleinwasserkraft schon jetzt in einigen Regionen spürbar, und werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Klimawissenschaft prognostiziert längere Trockenperioden und gleichzeitig größere Hochwasserereignisse, was eine beträchtliche Herausforderung für die KraftwerksbetreiberInnen darstellt. Die geringere Wasserführung zwingt BetreiberInnen zeitweise dazu, die Produktion einzustellen und auf bessere Wasserbedingungen zu warten. Gerade die Wasserkraft als zuverlässige Energiequelle wird damit mehr und mehr von den potenziellen Extremwettern bedroht. Zusätzlich beeinflussen die steigenden Temperaturen den ökologischen Zustand der Gewässer und erschweren die Einhaltung von ökologischen Kriterien. Daher ist es besonders wichtig solche Faktoren auch in der Gesetzgebung zu berücksichtigen. Ebenso muss dies für das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 den nationalen Strombedarf bilanziell mit 100% Erneuerbaren zu decken, berücksichtigt werden. Erzeugungsverluste bei Wasserkraftanlagen durch Maßnahmen zur Umsetzung der Herstellung des guten ökologischen Zustandes stehen mit diesem Ziel in Konflikt und müssen im Einzelfall Berücksichtigung finden.

Technische Innovationen wie Strom-Bojen bieten dort Alternativen, wo aufgrund der Rahmenbedingungen energetische Nutzung mit herkömmlichen Wasserkraftwerken nicht möglich ist. Die Technologie der Strom-Bojen erschließt auch in Österreich ein großes Potential, das bisher nicht nutzbar war. Eine Strom-Boje erreicht eine Engpassleistung von 100 kW und weist je nach Standortqualität ein Regelarbeitsvermögen von bis zu 350.000 kWh/a auf. Laut Strombojen-Erfinder Fritz Mondl von Aqua Libre besteht das realistische Potenzial bei geschätzten 2.500 Strombojen in Österreich. Dies bedeutet eine zusätzlich errechnete Engpassleistung von 175 MW bzw. 0,585 TWh Strom pro Jahr. Davon könnten bis zu 0,245 TWh in der Wachauer Donau erzeugt werden. Auch in Tirol, Salzburg, Vorarlberg und in der Steiermark gibt es mögliche Standorte. Das technische/theoretische Potenzial ist nach Mondl vier Mal so groß. Dies bedeutet eine potenzielle Engpassleistung von 700 MW bzw. eine Produktion von 2,34 TWh pro Jahr.

Das Ziel unserer aktuellen Regierung lautet, bis 2030 Österreich mit 100% Ökostrom versorgen zu können. Das bedeutet rund 27 TWh Zubau (davon 5 TWh mit Wasserkraft) und um das zu erreichen, müssen einige sehr ambitionierte Maßnahmen möglichst bald umgesetzt werden. Das Ende der Subventionierung fossiler Energieträger ist ein wichtiger Punkt, um einen faire Marktvoraussetzungen für Erneuerbarer Energien zu schaffen. Denn durch eine Vielzahl an klima- und umweltschädlichen Subventionen entsteht ein Marktnachteil für Ökostromtechnologien, der aktuell durch höhere Förderungen ausgeglichen werden muss. Ein verbessertes Ökostromgesetz, die Einführung einer CO2-Bepreisung und ein funktionierendes Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sind dafür die Grundvoraussetzungen.

Neben dem Ausbau von Erneuerbaren Energien in allen Sektoren, um bis 2050 eine klimaneutrale Gesellschaft zu werden, sind selbstverständlich auch Maßnahmen zur Energieeinsparung und Energieeffizienz wichtig. Die großen Einsparungspotentiale liegen dabei in den Sektoren Verkehr und Wärme. Hier ist eher eine Verschiebung von der fossilen Energiebereitstellung zu mehr Ökostrom zu erwarten. Etwa durch einen Ausbau der Elektromobilität im Bereich Verkehr.

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