Seit Jahrtausenden ist der Mensch bemüht, die Kraft des Wassers zu nutzen. Am Beginn stand das einfache Schaufelrad, heute haben wir Kraftwerke mit modernster Technologie. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten (Fallhöhe, Wassermenge) gelangen unterschiedliche Typen von Kraftwerken und Turbinen zum Einsatz.
Mit dem Wirtschaftsbetrieb Wasserkraft hängen direkt oder indirekt die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung zusammen. Die notwendigen primären Energieträger können örtlich bezogen werden und müssen nicht aus fernen, teils politisch instabilen Weltregionen importiert werden. Österreich besitzt neben seinem großen Wasserkraftpotential auch eine Vielzahl von kompetenten und erfolgreichen Unternehmen, die direkt oder indirekt in der Wasserkraftbranche tätig sind.
Viele dieser Unternehmen trumpfen mit enormem Know-How auf und genießen auch international hohes Ansehen. Diese werden von einem weiteren Ausbau der Kleinwasserkraft sicherlich ebenso profitieren wie die Bauwirtschaft und das Klima. Ohne stabilen bzw. expandierenden Heimmarkt laufen diese aber Gefahr, von ausländischen Unternehmen überholt bzw. ausgebremst zu werden. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien insbesondere der Kleinwasserkraft sollte als große Chance für Österreich und den Wirtschaftsstandort begriffen werden
Aufgrund ihrer technischen Konzeption kann die Kleinwasserkraft im Störfall isolierte Netze (Inselversorgung) betreiben. Im Fall eines Blackouts kann die Kleinwasserkraft lokal und regional das Stromnetz wieder aufbauen. Nach einem Stromausfall wird das Stromsystem mit einem sogenannten «Schwarzstart» wieder hochgefahren. Schwarzstartfähig heißt, dass das Kraftwerk ohne Anschluss an das Stromnetz die Stromerzeugung wieder aufnehmen kann. Von diesem Kraftwerk aus kann begonnen werden, die angrenzenden Netzteile wieder mit Strom zu versorgen, sogenannte Versorgungsinseln werden errichtet. Das ist auch relativ kurzfristig möglich. Dazu braucht es in jedem Netz genügend Kraftwerke, die «schwarzstartfähig» sind und eine Inselversorgung gewährleisten können.
Die Herausforderung ist, das große Ganze im Blick zu haben, denn letztlich müssen alle Inseln wieder zusammengeschaltet werden, und zwar so, dass die Versorgung nicht wieder zusammenbricht. Kleinwasserkraftwerke können durch ihre Regelenergie, der Speicherfunktion und Schwarzstart- und Inselbetriebsfähigkeit im Rahmen des Störungsmanagements einen wichtigen Beitrag leisten. Wasserkraft ist sehr gut prognostizierbar, verlässlich in der Aufbringung und kurzfristig nicht so volatil wie Wind- oder Sonnenkraft und daher ein wichtiger Stabilitätsanker des österreichischen Strommanagements.
Für die Stromversorgung braucht es eine stabile Netzfrequenz, also ein konstantes Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch. Durch die Verteilung auf eine Vielzahl von Standorten ermöglicht die Kleinwasserkraft eine dezentrale Energieversorgung mit einer hohen Systemredundanz. Die Kleinwasserkraft liefert einen Beitrag zur Spannungsqualität und trägt unter anderem durch ihre Spannungshaltung und die Wirkleistungsanpassung (das Vorgehen, Verbraucher und Spannungsquelle so auszulegen, dass die maximal mögliche Wirkleistung beim Verbraucher ankommt) aktiv zur Netzstabilität bei.
Die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Gewässer liegt auch im Interesse von Kleinwasserkraftbetreiber*innen. Seit Jahrzehnten wird in die Verbesserung der Gewässerökologie investiert. Besonders in die Herstellung der Durchgängigkeit ist der Kleinwasserkraft ein Kraftakt gelungen, der einzigartig ist in Europa. Zahlreich wurde in eine nachhaltige und fischfreundliche Wasserkraftnutzung investiert – Fischaufstiegshilfen errichtet, Restwasserabgaben erhöht und ökologische Begleitmaßnahmen durchgeführt.
Kleinwasserkraftwerke spielen heute eine wichtige Rolle in der ökologischen Durchgängigkeit von Gewässern. Durch Fischaufstiegshilfen und andere Schutzmaßnahmen tragen Kleinwasserkraftwerke auch zur Erhaltung der Biodiversität bei, indem sie natürliche Lebensräume schützen und die ökologische Vernetzung der Gewässersysteme fördern. Ein guter ökologischer Gewässerzustand und die Nutzung von Kleinwasserkraftwerken können Hand in Hand gehen. Durch innovative Technologien und nachhaltige Praktiken zeigt die Branche, wie Energiegewinnung und Klima- und Naturschutz erfolgreich vereint werden können.
Neue Kleinwasserkraftanlagen müssen die strengen Auflagen des österreichischen Wasserrechtsgesetzes und der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erfüllen, bestehende Anlagen werden dieser Gesetzeslage angepasst.
Damit der Lebensraum im ursprünglichen Gewässer gesichert ist, wird ein Teil des Wassers ungenützt am Kraftwerk vorbeigeleitet. Dadurch kann ein guter ökologischer Zustand des Gewässers hergestellt bzw. erhalten werden. Technische Umgestaltungen erlauben eine optimale Nutzung der genehmigten Wassermenge.
Informationen zu möglichen Föderungen für ökologische Begleitmaßnahmen finden Sie bei den Förderungsmöglichkeiten.
Den KraftwerksbetreiberInnen ist es ein Anliegen, den heimischen Fischbestand bestmöglich zu schützen. Damit Fische und Kleinlebewesen ihre Wanderung entlang der Flüsse fortsetzen können, werden Fischwanderhilfen angelegt. Dabei handelt es sich um wasserbauliche Vorrichtungen, die den Fischen das Umgehen der Kraftwerksanlage ermöglichen und die Durchgängigkeit des Gewässers gewährleisten.
Fischwanderhilfen sind neu geschaffene Lebensräume für Fische und viele andere Wassertiere. Man unterscheidet zwischen technischen Fischwanderhilfen (z.B. Schlitzpässe), naturnahen Fischwanderhilfen (z.B. Umgehungsgerinne), Mischtypen (z.B. Tümpelpässe) und neuartigen Technologien (z.B. Fischaufstiegsschnecke).
Kleinwasserkraftwerke haben strenge ökolgische Auflagen zu befolgen. Damit der Zustand von Gewässern nicht beeinträchtigt wird investiert die Branche viel Geld in Fischaufstiegshilfen, Sedimentforschung und technische Optimierungen der Kraftwerke.
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